Strittmatter

Strittmatter
Strịttmatter,
 
1) Erwin, Schriftsteller, * Spremberg 14. 8. 1912, ✝ Schulzenhof (bei Dollgow, Landkreis Oberhavel) 31. 1. 1994, war Ȋ mit 2); ursprünglich Bäcker, übte verschiedene Berufe aus, seit 1951 freier Schriftsteller in der Niederlausitz. Strittmatters Romane und Erzählungen erwachsen aus der genauen Kenntnis des dörflichen Milieus seiner sorbischen Heimat. In bildkräftiger, zuweilen dialektgefärbter Sprache schildern sie mit viel Liebe zum Detail Schicksale kleiner Leute vor dem Hintergrund der Turbulenzen deutscher Geschichte. Mit »Ole Bienkopp« (1963) schrieb Strittmatter den ersten Roman der DDR-Literatur, dessen (»positiver«) Held tragisch endet; in der Trilogie »Der Wundertäter« (1957-80) nahm er das Muster des Entwicklungs- und Schelmenromans auf, v. a. im 3. Band wird die nun kritische Distanz des Autors zur Kulturbürokratie der DDR (Strittmatter war bis 1983 Funktionär im Schriftstellerverband) sichtbar. Mit der stark autobiographischen Trilogie »Der Laden« (1983-92), Strittmatters größtem Publikumserfolg, erreichte seine Erzählkunst ihren Höhepunkt. Strittmatter war ein Meister der Kurzprosa (u. a. »Schulzenhofer Kramkalender«, 1966), die ihren Reiz aus genauer Naturbeobachtung gewinnt. Er schrieb auch Lyrik und Jugendbücher (u. a. »Tinko«, 1954; »Pony Pedro«, 1959); von den dramatischen Versuchen war »Katzgraben« (1953) durch die Zusammenarbeit mit B. Brecht erfolgreich.
 
Weitere Werke: Roman: Ochsenkutscher (1950).
 
Erzählungen: Ein Dienstag im September. 16 Romane im Stenogramm (1969); ¾ hundert Kleingeschichten (1971); Die blaue Nachtigall oder der Anfang von etwas (1972); Meine Freundin Tina Babe (1977); Nachtigall-Geschichten (1981); Wahre Geschichten aller Ard(t) (1982); Grüner Juni (1985).
 
Autobiographisches: Die Lage in den Lüften. Aus Tagebüchern (1990); Vor der Verwandlung. Aufzeichnungen (herausgegeben 1995).
 
Nur, was ich weiß und fühle. Gespräch mit Alexander U. Martens. .. 1994).
 
 
E. S. Sein Leben u. Werk. Analysen, Erörterungen, Gespräche (1984).
 
 2) Eva, Schriftstellerin, * Neuruppin 8. 2. 1930, war Ȋ mit 1); seit 1953 freie Schriftstellerin; erreicht mit ihrer sehr persönlichen, volksliedhaften Lyrik und mit ihrer autobiographischen Prosa ein großes Lesepublikum; schrieb auch Kinderbücher.
 
Werke: Lyrik: Ich mach ein Lied aus Stille (1973); Mondschnee liegt auf den Wiesen (1975); Die eine Rose überwältigt alles (1977); Beweis des Glücks (1983); Atem (1988); Unter wechselndem Licht (1990); Der Schöne - Obsession (1997).
 
Prosa: Briefe aus Schulzenhof (1977); Mai in Pieštány (1986).
 
 3) Thomas, Schriftsteller, * Sankt Georgen im Schwarzwald 18. 12. 1961, ✝ Berlin 29. 8. 1995; Kunststudium in Karlsruhe bis 1986, lebte dann in München und Berlin; bereits mit seinem ersten Stück, »Viehjud Levi« (Uraufführung 1982), als Dramatiker in der Nachfolge Horváths gefeiert. Wie hier thematisierte er in den folgenden Stücken (u. a. »Der Polenweiher«, 1982) nationalsozialistische Vergangenheit, Schuld und Tod. Schauplatz ist dabei immer wieder das dörfliche Milieu von Strittmatters alemannischer Heimat. Er arbeitete für Film und Fernsehen (»Der Polenweiher«, Fernsehfilm, 1985), Rundfunk (zahlreiche Hörspiele, u. a. »Hamburger Flasche«, 1985), bewies mit dem Experiment »3 Bildgeschichten und 2 andere« (1984) seine bildkünstlerische und mit »Raabe Baikal« (1990) seine erzählerische Begabung. Dabei galt sein Interesse zunehmend skurrilen Gestalten und außergewöhnlichen Verhaltensweisen.
 
Weitere Werke: Dramen: Brach. Komödie vom Spielen, Sterben und Erben für einen jungen Herrn und 2 ältere Damen (1983, 2. Fassung 1984); Der Kaiserwalzer (1983); Gesualdo (1986); Untertier (Uraufführung (1991); Irrlichter - Schrittmacher (Uraufführung 1992).
 
Milchmusik. Zwei Monologe (herausgegeben 1996).
 
 
Der Tod ist eine Maschine aus Eis. Annäherung an T. S., bearb. v. G. Wendt (1997).

Universal-Lexikon. 2012.

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